Energiewende vor Ort
Gemäß dem Bayerischen Klimaschutzgesetz soll der Freistaat 2040 klimaneutral sein. Bis 2023 wird eine Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen um 65 Prozent angestrebt. Auf die fossile Energiekrise hat der bayerische Gesetzgeber reagiert und parallel zum Bund das „überragende öffentliche Interesse“ an erneuerbaren Energien im BayKlimaG festgeschrieben. Den Landkreisen und Bezirken wird erstmals die Befugnis erteilt, über den eigenen und örtlichen Bedarf hinaus, Anlagen zur Erzeugung von erneuerbaren Energien zu errichten und zu betreiben.
Die Gemeinde Amerang beschäftigt sich schon viele Jahre mit dem Ziel den Energieverbrauch bei den eigenen Verbrauchssstellen zu minimieren. In den Jahren 2012 und 2013 erfolgte dazu die Erstellung eines Energienutzungskonzepts durch ein externes Büro. In diesem Zusammenhang wurde auch die Einbindung des neu errichteten Bauhofs und Wertstoffhofs in die Prozessleitsteuerung der Kläranlage vorgenenommen. Auf dem Bauhofgebäude wurde eine Überschusseinspeiseanlage mit einer Leistung von 42 kWp installiert. Der Strom wird seither zu etwa 2/3 selbst verbraucht und im Übrigen ins Netz eingespeist.
Im Jahr 2017 wurde mit der Umrüstung der Straßenbeleuchtung in LED-Technik begonnen. Zwischenzeitlich sind sämtliche über 250 Straßenbleuchtungsanlagen umgerüstet. Der Verbrauch konnte dabei von 52.000 auf weniger als 25.000 kWh halbiert werden.
Bei der Generalsanierung der Gemeindehalle wurde eine gemeinsame Pellets-Heizanlage für die Schule und die Halle installiert. Die bisherigen Ölheizungen konnten dadurch ersetzt werden. Lediglich zur Spitzenlastabdeckung ist noch kleiner Ölkessel im Einsatz.
Im vergangenen Jahr hat der Gemeinderat beschlossen, die gemeindlichen Verbrauchsstellen erneut mit dem Ziel einer Optimierung des Energieverbrauchs zu untersuchen. Dazu wurde mit Begleitung der Firma Zach ein Energiekonzept erstellt.
Beim Neubau des Hauses für Kinder wurde auf die energetischen Belange großen Wert gelegt. Als Heizquelle ist eine Solewärmepumpe mit Tiefensonden vorgesehen. Zur Erzeugung von Strom ist eine Überschusseinspeise Photovoltaikanlage geplant. Die Architektur sieht zudem einen konstruktiven Wärmeschutz durch eine vorgelagerte Fassade vor.
Insgesamt beträgt der gemeindliche Stromverbrauch bei allen Liegenschaften und Einrichtungen etwa 315.000 kWh. Darunter ist auch der Verbrauch für die Heizanlagen im Rathaus und den Feuerwehrhäusern Evenhausen und Kirchensur enthalten.
PV-Dachflächenanlagen auf Gemeindegebäuden
Auf insgesamt zehn Gemeindegebäuden (u.a. Rathaus, Grundschule, Kindergarten Evenhausen, Feuerwehrhäuser, Wertstoffhof Amerang) werden noch im laufenden Jahr 2023 Photovoltaik-Dachflächenanlagen montiert. Für die Lieferung und Montage dieser Anlagen ist die Fa. Abel, Engelsberg, zum Leistungspreis von 593.484,59 Euro beauftragt worden. Die durch das Vorhaben (einschließlich der anfallenden Nebenleistungen) entstehenden überplanmäßigen Ausgaben wurden am 19. April 2023 vom Gemeinderat geschlossen genehmigt.
Montage der Solarstrom-Anlagen ab Herbst 2023
Die vorgeschlagene Bemessung lässt einen voraussichtlichen Gesamtjahresertrag von ca. 397.000 kWh/Jahr erwarten. Voraussichtlich kann hiervon etwas mehr als die Hälfte als Eigenverbrauch genutzt werden, während die übrige erzeugte Energie in das öffentliche Netz eingespeist würde. Das Angebot beinhaltet die Lieferung eines einheitlichen Modultyps mit 420 Wp Leistung (Hersteller: Luxor, Deutschland) mit Wechselrichtern des Herstellers Sungrow (China).
Der Anbieter hat die Belegung der verschiedenen Dächer unter Maßgabe einer optimalen Energieausbeute bemessen. Die Ausführung der Anlagen orientiert sich an den Vorgaben der Gemeinde in den aktuellen Bebauungsplänen (z. B. Baugebiet Kammer). Den Angeboten ist jeweils eine Wirtschaftlichkeitsprognose beigefügt, der folgende Parameter zugrunde liegen: Nutzungsdauer 20 Jahre; Amortisationszeit durchschnittlich 11,7 Jahre.
Im Oktober 2023 ist mit dem Ameranger Rathausdach die erste von insgesamt 10 neuen PV-Dachanlagen auf den gemeindlichen Liegenaschaften montiert worden. Die anderen folgten sukzessive.
Information zum Projektabschluss (Juli 2024)
Mit der von der Gemeinde beauftragten Firma Zach für eine Machbarkeitsanalyse zur Nutzung von 11 gemeindlichen Liegenscahften für Stromerzeugung auf den Dachflächen wurde eine Abrechnung nach Aufwand vereinbart. Die anfallenden Ausgaben betragen € 12.852 brutto.
Zudem konnten die von der Firma Abel Retec errichteten Anlagen in Betrieb gehen. Die Kosten für die Gesamtleistung von 373 kwp lagen bei € 538.000.
E-Ladestellen
Ende April 2023 wurde die alte E-Ladestation am Pfarrer-Fischer-Platz durch eine neue ersetzt. Für die Errichtung und den Betrieb wurde die Firma EM1 GmbH beauftragt. Die Firma EGIS betreibt unter der Firma „EM1 GmbH“ in der Region bereits mehrere Ladepunkte (u.a. Neubeuern, Garching/Alz) und ist bestrebt, das Netz zu erweitern. Die Stromabgabe erfolgt derzeit für etwa 50 Cent/kWh. Der Preis hängt wesentlich von den Bezugskosten ab und wird daher je nach Entwicklung angepasst.
Energetische Sanierung Feuerwehrhaus Amerang
Im Mai 2023 wurde die energetische Sanierung des Feuerwehrhauses Amerang vorangebracht: Die undicht gewordenen Hallentore wurden durch neue Rolltore ersetzt.
Die Abgasabsaugung ist zum Schutz der Einsatzkräfte ertüchtigt worden. Sie ist nun rollfähig und fährt mit dem Fahrzeug mit, bis dieser die Halle verlässt. Die gleiche Anlage wurde im Feuerwehrhaus Evenhausen eingerichtet. Schließlich erfolgte im Mai 2023 die Umrüstung der Fahrzeughalle auf LED-Beleuchtung. Durch diese Maßnahmen können Heiz- und Stromkosten gesenkt werden. Als nächster Schritt ist vorgesehen, die alte Ölheizung gegen eine Gas-Hybridheizung auszutauschen.
Freiflächen-PV-Anlagen
Im Auftrag der Gemeinde ermittelte das Planungsbüro Wüstinger und Rickert das Potential des Gemeindegebiets hinsichtlich der Errichtung von Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen. Im Rahmen der öffentlichen Sitzung des Gemeinderats am 14. Juni 2023 stellte Christoph Rickert das Ergebnis der Untersuchung vor.
Im Sinne von erneuerbaren Energien vor Ort verfolgt die Gemeinde Amerang das Ziel, mit dem Projekt langfristig eine Vollversorgung des örtlichen Stromenergieverbrauchs zu erreichen. Aufgrund der aktuell bekannten Daten ist hierfür von einem Flächenbedarf von ca. 40 ha auszugehen. Diese Zielgröße ist als gemeindlicher Beitrag für eine zukunftssichere Energieversorgung zu bewerten. Sie ist als langfristige und strategische Ausrichtung anzusehen und macht ca. 1,1 Prozent der gesamten Gemeindefläche aus.
Vor diesem Hintergrund ergaben die Untersuchungen des Planungsbüros, dass ausreichend Flächen im Gemeindegebiet vorhanden sind, die sich für die Errichtung von PV-Anlagen eignen. Als Standort ausgeschlossen wurden gemäß der geltenden Raumordnung Ausgleichs- und Biotopflächen, Landschafts- und Naturschutzgebiete, Gewässerrandstreifen und dergleichen (auf der Karte rot). Konkret betrifft das u.a. die Gebiete Freimoos, die Murner Filz und Surauer Moos bei Durrhausen. Ebenso auszuschließen sind Waldflächen (grün) und Siedlungsgebiete (grau). Als Restriktionsgebiete (gelb) gelten Vorranggebiete für andere Nutzungen (z.B. Wasserversorgung, Bodenschätze), landschaftliches Vorbehaltsgebiet (orange) sowie aufgrund einer räumlichen Abwägung durch die Gemeinde im Hinblick auf Flächengröße, Topografie etc. auszuschließende Flächen (magenta).
Bei einer Gesamtfläche des Gemeindegebiets von ca. 4.000 ha verbleiben Potentialflächen von ca. 1.300 ha (auf der Karte hellblau und blau). Im Verhältnis zur landwirtschaftlich genutzten Fläche von insgesamt ca. 2.100 ha (Stand 2020) macht die genannte Zielgröße einen Anteil von ca. zwei Prozent aus. Wirtschaftlich tragbare Rahmenbedingungen können hinsichtlich der mehrere Kilometer langen Entfernungen der Standorte zum nächsten geeigneten Einspeisepunkt (voraussichtlich Obing) nur durch Ballungen erreicht werden; wenn mehrere Anlagen von einer Größe von jeweils mind. 5 ha errichtet werden.
Im Vorfeld wurden bereits Gespräche mit Eigentümern von Grundstücken in verschiedenen Potentialflächen geführt hat. Aus deren bisherigen Rückmeldungen lässt sich absehen, dass, soweit sich die vertraglichen Bedingungen für die jeweiligen Eigentümer befriedigend gestalten, ausreichend Flächen pachtweise bereitgestellt werden können. Angestrebt wird eine gleichmäßige Pachtzahlung für die gesamten Anlagenflächen in der Gemeinde. Nach erfolgter Grundstückssicherung können die ersten Bauleitplanungsverfahren eingeleitet werden.
Die Potentialflächenuntersuchung des Büro Wüstinger-Rickert wurde vom Gemeinderat ohne Gegenstimmen zustimmend zur Kenntnis genommen. Im Sinne einer transparenten Vorgehensweise wurde die Öffentlichkeit erstmals in einer Veranstaltung am 2. Februar 2023 über die Planung und die vom Gemeinderat zugrunde gelegten Vorgaben informiert.
Informationsveranstaltung am 27. Juni 2023
Das Ergebnis der Potentialflächenuntersuchung und der aktuelle Planungsstand aus Sicht der Gemeinde wurden in einer Informationsveranstaltung am 27. Juni vorgestellt. Vor etwa 65 Zuhörern, darunter auch Vertreter des Ameranger Gemeinderats, verwies Bürgermeister Konrad Linner neben grundsätzlichen Themen, wie den gesetzlichen Rahmenbedingungen und dem Strombedarf, auf die Behandlung des Themas durch den Gemeinderat in einer gesonderten Klausurtagung. Erklärtes Ziel der Gemeinde sei es, die Ausweisung von Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen aktiv und selbstbestimmt voranzubringen und dieses Feld nicht etwa fremden Investoren zu überlassen. Nach Informationen von Bayernwerk wird bis 2024 mit dem Bau eines leistungsfähigen Umspannwerks in Obing - Ilzham auf die aktuell beschränkte Netzkapazität reagiert (Stichwort "Anschlussboom"). Die Potentialflächen im östlichen Gemeindegebiet eignen sich insofern besonders zur Errichtung von Freiflächen-PV-Anlagen, da die Länge der Netzanbindung bei Ellerding und Taiding nur ca. sechs Kilometer beträgt.
Bürgersolaranlagen geplant
Die Energiewende in Amerang soll unter ganzheitlicher Betrachtung erfolgen, das heißt neben dem Aspekt der alternativen Stromgewinnung sollen auch Elektromobilität und Wärmeversorgung mitgedacht werden. Mit der 2013 gegründeten Energie-Genossenschaft Inn-Salzach, kurz EGIS, bietet sich ein kompetenter Partner an, der bereits mit dem Aufbau der E-Lade-Infrastruktur in Amerang betraut ist. Der Geschäftsführer der EGIS Verwaltungs GmbH, Pascal Lang, stellte im zweiten Teil des Informationsabends das Modell der Energie-Genossenschaften und die Entwicklung von Bürgersolaranlagen in Deutschland vor. In einem Exkurs über Freiflächen-Photovoltaik erläuterte Lang die positiven Aspekte, auch hinsichtlich des Artenschutzes, die im Ausbau dieser ertragsreichen alternativen Energiekraft lägen und unterstrich ihre Schlüsselrolle in der Energiewende. In einem weiteren Exkurs erklärte Lang das Prinzip der Fernwärme anhand eines möglichen Heizhauses rein auf Biomassebasis zwischen dem geplanten Wohngebiet in Kammer und dem Gewerbegebiet Am Kroit.
Was die Wertschöpfung, also die Umwandlung von produzierten und vorhandenen Gütern in finanzielle Werte, betrifft, soll der Betriebssitz der Betreibergesellschaft in der Gemeinde erfolgen. Auch erhielten alle Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, Genossenschaftsanteile in Form ökologischer Anlagen zu erwerben.
Beschluss aus der Gemeinderatssitzung vom 8. Mai 2024: Vorhabensbezogener Bebauungsplan Photovoltaikpark Asham; Fassung des Aufstellungsbeschlusses
Die PV Amerang GmbH, vertreten durch den Geschäftsführer Pascal Lang, hat mit Schreiben vom 03.05.2024 beantragt, die Aufstellung eines Bebauungsplans sowie ggf. die Änderung des Flächennutzungsplanes (FNP) durch die Gemeindevertretung einzuleiten. Ziel ist die Schaffung der planungsrechtlichen Zulässigkeit für die Ausweisung eines Sondergebietes mit der Zweckbestimmung „Freiflächen-Photovoltaikanlage“. Auf Ebene des Flächennutzungsplanes ist entsprechend eine Sonderbaufläche darzustellen.
Ziel der Planung ist die Errichtung eines Solarparks, um zukünftig eine nachhaltige Energieeigenversorgung für die Region sicherzustellen. Die Belange von Natur und Landschaft werden gemäß § 1a BauGB im Rahmen der Bauleitplanung behandelt. Neben der Ausweisung von Bauflächen werden grünordnerische Maßnahmen im Plangebiet festgesetzt, um den Eingriff in Natur und Landschaft zu minimieren. Die Ziele gelten analog für die Änderung des Flächennutzungsplanes.
Der Vorhabenträger, die PV Amerang GmbH, verpflichtet sich zur vollständigen Übernahme der Planungs- und Erschließungskosten; hierzu gehören auch die ggf. erforderliche Umweltprüfung nach dem BauGB und die für die Planung erforderlichen Gutachten, die auf eigene Kosten in Auftrag gegeben werden und deren Ergebnisse der Gemeinde kostenfrei für die Aufstellung des Bebauungsplanes zur Verfügung gestellt werden.
Nachgang des Antragseingangs am 07.05.2024 hat Bürgermeister Konrad Linner zusammen mit Pascal Lang (PV Amerang GmbH) ein Gespräch mit den betroffenen Grundstückseigentümern in der Gemeindeverwaltung geführt. Dabei stimmten diese nach zu, dass ihre Grundstücke in den Geltungsbereich der Bauleitplanverfahren einbezogen würden. Gleichzeitig erklärten sie sich einverstanden, dass die Gemeinde bzw. der Projektträger eine entsprechende Anfrage auf Einspeisung beim regionalen Netzbetreiber Bayernwerk AG stellt.
Der Geltungsbereich umfasst eine vorläufige Gesamtfläche von 35,94 ha (siehe Abb. Lageplan). Zum aktuellen Zeitpunkt kann keine Aussage zu den konkreten, mit PV-Modulen zu belegenden Flächen bzw. zu den für Eingrünungsmaßnahmen und innere Erschließung verbleibenden Freiflächen getroffen werden. Der durch den Geltungsbereich führende öffentliche Feld- und Waldweg wird in einer ausreichenden Breite für den landwirtschaftlichen Verkehr durchfahrbar bleiben.
Die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit nach § 3 Abs. 1 BauGB wird in Form einer Informationsveranstaltung mit Gelegenheit zur Äußerung und zur Erörterung der Planung durchgeführt. Weitere Gelegenheit zur Äußerung und zur Erörterung der Planung besteht in einer vierwöchigen Planauflage.