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Kunst im Rathaus

Wechselnde Ausstellungen von Kunstschaffenden aus dem Gemeindegebiet laden ins Ameranger Rathaus ein.

Aktuell: „Porträts“ von Gerti Berger

Gerti Berger mit Bürgermeister Konrad Linner und Laudator Johannes Lautenschlager

Die Protagonistinnen auf Gerti Bergers Ölgemälden ziehen mit ihren Blicken in den Bann, die fröhlich muhende Kuh ebenso wie die verführerische Maria Callas oder die jugendliche Pippi. Stahlende blaue Augen, treffen auf leuchtend rotes Haar, ein blauer Himmel auf grünes Gras – Komplementärfarben in Reinkultur. Die Kunst Gerti Bergers kommt leichtfüßig daher. Unzählige dünne Lasuren, Schicht auf Schicht mit Bedacht aufgetragen, gehen dem fertigen Werk freilich voraus. Mit wohl gesetzten Worten zeichnete Laudator Johannes Lautenschlager am Eröffnungsabend der Ausstellung „Porträts“ den Werdegang der Künstlerin nach: die frühe Leidenschaft für die Malerei, von der eine Serie von Aquarellzeichnungen in der Ausstellung zeugt, die Kopfentscheidung, „was gescheites“ zu lernen, nämlich Industriekauffrau, der Jahrzehnte währende innere Konflikt zwischen dem ausgeübten Beruf und „ihrer Malerei“. 2016 legte die Amerangerin schließlich die Weichen um: Sie meldete sich in Kolbermoor an der Akademie der Bildenden Künste an und studierte drei Jahre lang, berufsbegleitend, Kunst und Malerei. Ein Schwerpunkt in der Ausbildung lag in der Technik der alten Meister. Gerti Berger begeisterte sich für das Licht- und Schattenspiel in den Gemälden Rembrandts, Vermeers oder Renoirs und setzte sich intensiv mit Technik und Bildaufbau ihrer Vorbilder auseinander. So kam sie zur Ölmalerei und entwickelte eine Vorliebe für Porträts. „Wenn ein Bild entsteht, wächst gleichsam eine Beziehung zwischen ihr und dem Porträtierten“, kommentierte Lautenschlager. „Jeder Pinselstrich, auch wenn er noch so fein ist, steht für etwas, was gesagt, ausgedrückt werden soll. Jede Schattierung hat ihre ganz eigene, persönliche Bedeutung.“

2020 kehrte Gerti Berger ihrer Arbeit bei Meggle nach über 40 Jahren den Rücken und widmet sich seither ausschließlich der Malerei. Die Ausstellung im Rahmen der „Kunst im Rathaus“ ist ihre erste Ausstellung als freischaffende Künstlerin.

Die Werke können noch bis zum 6. September 2024 zu den Öffnungszeiten der Gemeinde Amerang betrachtet werden.

Martin Widl: großformatig - informell - experimentell

Der Erdinger Künstler Martin Widl mit Initiatorin Christine Rußwurm
Die Vernissage lockte viele Ameranger:innen trotz klirrender Kälte ins Rathaus.

Berühren ausdrücklich erlaubt!

Großformatiges von Martin Widl im Ameranger Rathaus

Mit Martin Widl stellt einmal kein Ameranger im Rathaus aus. Einen Bezug gibt es dennoch: Der Erdinger ist nämlich ein ausgesprochener Fan der Gemeinde. Ob als Besucher der Schlosskonzerte, zu Gast beim Wirth oder einfach nur auf der Durchreise habe ihn der Ort immer schon fasziniert, sagt Widl, dessen Liebe neben der Malerei der Musik – insbesondere der mittelalterlichen – gilt. Auf gut Glück erkundigte sich Martin Widl bei Christine Rußwurm, welche die „Kunst im Rathaus“ verantwortet, ob es eine Möglichkeit gäbe, seine Werke zu präsentieren. Nach einem Treffen waren sich die beiden schnell einig. „So schnell habe ich noch keine Ausstellung realisiert“, erklärte Widl auf der Vernissage. Die Ausstellung in Amerang trägt den Titel „Großformatig – informell – experimentell“. Ganz so, wie der Künstler seinen Malstil selbst beschreibt. Aus seinem Fundus hat der Autodidakt 20 Werke entnommen, präzise auf die Begebenheiten im Rathaus angepasst. „Experimentelle Malerei ist für mich ein ständiges Entdecken und Verwerfen, ein Werden und Vergehen, ein Suchen und Finden“, kommentiert Widl sein Schaffen. Mischtechnik auf Leinwand und Holz, Farbschicht auf Farbschicht, dick aufgetragen, hingekleckst, verwischt. Der Künstler experimentiert mit Materialien wie Erde, Sand, Asche oder Bitumen, provoziert Rost- und Kupferoxydationen, schafft brüchige Strukturen, die zuweilen an Lava-Eruptionen oder Explosionen erinnern und zum Betasten der Oberfläche animieren. Wem es in den Fingern juckt, der darf gerne hin fassen, denn: Berühren ist ausdrücklich erlaubt!

„Martin Widl fühlt sich angezogen von wilden, rauen Landschaften. Naturmaterialien sind für ihn Emotion und Motivation und wecken Bedürfnisse dies auf Leinwand zu bannen“, erläuterte Christine Rußwurm in ihrer Einführung, die der offiziellen Begrüßung durch Bürgermeister Konrad Linner folgte. Die ausgestellten Werke laden noch bis zum 8. April 2024 während der Öffnungszeiten des Ameranger Rathauses zum Entdecken, Ertasten und Erforschen.

10 Jahre Kunst im Rathaus

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